78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Dr. Pop, darf man Tauschbörsen benützen?

Von    |   17. März 2008   |   7 Kommentare

Piraten?Rechtlich gesehen ja. Solange man nur Musik runterlädt und keine anbietet zumindest: „Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Download zum persönlichen Gebrauch eine Privatkopie und damit nach geltendem Recht zulässig ist. Die Gerichte haben bis heute jedoch noch nicht darüber entschieden. Unzulässig hingegen ist das Zurverfügungstellen der Dateien auf der eigenen Harddisk an andere Nutzer, also das «Heraufladen» (Upload) von urheberrechtlich geschützten Inhalten“, heisst es im Pocketguide zur Urheberrechtsrevision. Das Problem dabei: Bei den meisten Tauschbörsen wird man mit jedem Download automatisch zum Anbieter der bereits heruntergeladenen Bytes. But who cares?

Anders sieht dies der internationale Verband der Tonträgerindustrie IFPI: „Es ist leider ein weit verbreiteter Irrtum, dass der Download einer illegal angebotenen Musikdatei zulässig sei. […] Dabei wird jedoch folgendes übersehen: Es ist zwar gestattet, zum eigenen privaten Gebrauch eine Kopie eines Werkes (z.B. eines Musiktitels) herzustellen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die „Kopiervorlage“ rechtmässig erlangt ist. Mit anderen Worten: Was illegal angeboten wird, kann nicht rechtmässig kopiert werden, selbst wenn die Kopie für den privaten Gebrauch bestimmt ist.“ Die IFPI will ihre 2006 mit der Aktion „Game Over“ gestartete Hetzjagd gegen Filesharer weiterführen. Bisher sind 137 Strafanzeigen wegen Urheberrechtsverletzung eingegangen, doch lediglich in 4 Fällen hat das Gericht gegen die Angezeigten entschieden.

Ob das Gesetz den Tauschbörsen jemals Herr werden kann, ist zu bezweifeln, auch wenn sich zur Zeit in Schweden einmal mehr Piraten vor Gericht verantworten müssen. Werden Piraten-Server geschlossen, gehen andernorts neue auf und jeder Schlag gegen Tauschbörsen macht diese auch ein wenig populärer. Bei der Schlammschlacht um Pirate Bay fällt auf, wie selbstbewusst sich die Betreiber des Bit Torrent Trackers geben. Für sie scheint Filesharing nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch über alle Zweifel erhaben.

Doch ist es wirklich legitim, dass man sich ausgerechnet das kostbarste Gut der Welt gratis besorgt? Ist es nicht eine verkehrte Welt, in der wir an jeder Ecke Geld für seelenlose Dinge ausgeben, Musiker aber nicht für ihr Schaffen entlöhnen wollen? Ist Geiz wirklich geil? Der Musikpirat wird antworten: Die Kohle macht ja ohnehin die Musikindustrie und nicht der Künstler. Oder: Musik ist umso schöner, wenn sie kein Produkt mehr ist. Oder: Ich kenne nur dank Filesharing so viel Musik und gehe deshalb auch viel öfters an Konzerte. Dass dafür die Konzertpreise in die Höhe schnellen, muss der Pirat allerdings in Kauf nehmen.

> Leserfragen an Dr. Pop, den Briefkastenonkel von 78s, an dr.pop(ät)78s.ch