Portishead „Third“: Bleierne Coolness trifft auf melancholischen Tiefgang
Von Mathias Menzl | 11. März 2008 | 30 Kommentare
Anfang März ist die neue Portishead-Platte „Third“ geleaked (Vö. 28. April). Es ist das erste Studio-Album der Engländer seit 1997. Bleierne Coolness trifft auf melancholischen Tiefgang.
Was macht eine ehemalige Trip Hop-Band, wenn man mit Trip Hop keinen Blumenstrauss mehr gewinnen kann? Sie macht seichten Pop (Morcheeba), macht nach dem Hype noch zwei mediokre Platten, gründet ein Label und konzentriert sich fortan aufs Produzieren (Tricky) oder sie zieht sich neun Jahre zurück.
Portishead haben die letzte Option gewählt und sind damit aus heutiger Perspektive und mit dem dritten Album „Third“ in den Ohren am besten gefahren. Das Album ist gewohnt schwer, melancholisch-depressiv, aber weitaus nicht so belastend, wie die beiden Vorgänger, denn die Coolness einzelner Track überwiegt die oft untragbare Schwere, die ihrem Sound innewohnt.
„Machine Gun“ ist zwar nicht der beste Song auf „Third“ (das ist „The Rip“) aber er zeigt auf, wie Portishead mit neuen Facetten spielen und extreme Coolness beweisen. Die typische Zerbrechlichkeit von Beth Gibbons Stimme bettet sich in einen industriell-repetitiven Beat, der sich zum Schluss mit warmen Synthesizer-Klängen versöhnt. Dasselbe Schema, die Beinahe-Symbiose von Mensch und Maschine, findet sich bei „Plastic“, einem weiteren Hammer-Song, wieder. „Hunter“ dagegen ist Seelenbalsam in Reinkultur mit zwei Farbtupfern – ein verzerrter Gitarrenanschlag und ein dumpfes Nintendo-Sample -, die einen an und für sich schon guten Song eben noch mit Schmackes abrunden. „Silence“ ist, verglichen mit den anderen Tracks, schon fast als heiter und tanzbar zu bezeichnen. Ein trabender Break-Beat zu Beginn, der nach einem kurzen Gesangs-Intermezzo wieder aufgenommen wird und in einer lieblichen Gitarren-Hookline endet.
Ein heisser Anwärter auf die Jahres-Bestenlisten.