78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Dr. Pop, ist 78s eine Hype-Maschine?

Von    |   4. März 2008   |   42 Kommentare

Er macht viel Lärm um nichts und aus einer Mücke einen Elefanten. Er ist ein Hochstapler, ein Betrüger und ein Verräter. Deshalb hat der Hype viele Feinde. Er ist verhasst, weil er Dilettanten zu Superstars macht, das gut gehütete Geheimnis um die Lieblingsband lüftet oder weil er einem die Erfolglosigkeit der eigenen Band vor Augen führt.

Der Hype gehört zum Pop, wie der Toaster zum Toast. Einige sind in der Hypemaschine verbrannt (Elvis, Michael Jackson, Kurt Cobain…), andere werden halbgar ausgeworfen und gehen trotzdem weg wie warme Semmeln. Der Hype zerstört Genies und macht Dilettanten unsterblich, leider vor allem letzteres. Man braucht sich in der Poplandschaft nicht weit umzuschauen, es wimmelt von überbewerteten Musikern – und dabei muss man nicht mal Myron als Beispiel heranziehen: U2? Grenzdebiler Pubrock! Hot Chip? Spasti-Elektro für Muttersöhnchen! Kate Nash? Infantiler Kindergärtnerinnenpop! Baschi? Mundart für Gehörlose! Baby Genius? Rock’n’Roll für Hype-Victims?

Hypes sind Bauernfängerei, nur unmündige Musikhörer fallen auf sie herein. Der Independent-Hörer hingegen entlarvt den Medienrummel rechtzeitig als unangebrachte Hysterie. Warnend erhebt er den Zeigefinger, wenn die Macht der Medien mal wieder aus mittelmässigen Musikern Ausnahmetalente macht. Doch könnten Baby Genius, The Bianca Story oder Navel unsere Leserschaft überhaupt derart polarisieren, wenn sie so mittelmässig wären?

Das Mittelmässige vom Aussergewöhnlichen zu unterscheiden ist die Aufgabe des Musikjournalismus. Auch bei 78s geschieht dies mit einer Vorliebe für Superlative, eine Band muss schliesslich die beste sein. Welche die beste ist, darüber entscheidet in jeder unabhängigen Musikpostille ein subjektives Geschmacksurteil, denn die Crux des Musikjournalismus ist, dass sich das Produkt Pop nicht für Warenstiftungstests eignet – es gibt keinen eindeutigen Testsieger. Der Musikjournalist möchte objektiv sein, doch er kann es nicht, denn er hat ein Herz. Und das schlägt für die Musik.

Wie die Geschmäcker der Leserschaft, ist auch der Gusto der 78s-Redaktion verschieden. Zum Politikum wird der Geschmack unserer Autoren, sobald es um Schweizer Bands geht. Obwohl auf dieser Seite schon Dutzende von einheimischen Bands mit Lorbeeren bedacht wurden, sind es nach der Ansicht gewisser Leser immer wieder die falschen, die wir ins Rampenlicht rücken. Da muss etwas faul sein, deshalb wirft man unseren Autoren Käuflichkeit vor.

Zu Recht! Mit der Unsumme, die 78s für den Baby Genius-Hype kassiert hat, hat die Redaktion Dr. Pop ein Jacuzzi und ein Jahresabo für einen Escortservice spendiert. Sie wissen, wo Sie mich finden! Ich wünsche Ihnen noch eine schöne, hypefreie Woche.

> Bestechungsofferten und Leserfragen an dr.pop(ät)78s.ch