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Stephen Malkmus: Forever young?

Von    |   29. Februar 2008   |   1 Kommentar

Stephen Malkmus: Seitenscheitel-Role-Model, LoFi-Crooner, Gitarrenverzerrer, Indiegott. Mit seiner Band hat er in den 90ern Musikgeschichte geschrieben, mittlerweile ist Malkmus 41 und Vater, doch auf seinem vierten Post-Pavement-Album klingt er noch immer wie ein juveniler College-Nerd.

Nachdem Malkmus in „I’m Not There“ als Bob Dylan’s bzw. Cate Blanchett’s Stimmdouble für einmal ziemlich ironiefrei klang, meldet sich der grösste Ironiker der Indie-Geschichte mit Getöse und kruden Pop-Rollenspielen zurück. Zum zweiten Mal ist Malkmus mit The Jicks am Start, zu denen sich neben Keyboarder/Gitarrist Mike Clark und Bassistin Joanna Bolme nun auch die Ex-Sleater Kinney Drummerin Janet Weiss zählen darf. So ist aus Stephen Malkmus & The Jicks inzwischen fast schon eine richtige Band geworden. Eine Pavement-Reunion scheint deshalb vorerst nicht in Sicht. Und das ist eigentlich ganz gut so, solange Malkmus mit den Jicks so überzeugend musiziert wie auf „Real Emotional Trash“ (VÖ 3.3. Matador/Musikvertrieb).

Die Aufnahmen des Albums verliefen ziemlich planlos: Die Odyssee begann in einem Studio in Montana, die Gesangsaufnahmen wurden spontan in Jeff Tweedys Studio verlegt, gemixt wurde schliesslich in Portland. Trotz dieser Umwege ist „Real Emotional Trash“ ein stimmiges Ganzes geworden, bestehend aus 10 Songs, die mäandern ohne sich zu verlieren. Obwohl die Stücke lang und verschachtelt sind, halten sich fuzzy Gefrickel und süffiger Weird-Pop die Waage.

Die berüchtigte Malkmus’sche Ironie sorgt dafür, dass das Album trotz der vielen Progrock-Anleihen nie nostalgisch wird. Gerade weil Malkmus sich nicht ernst nimmt, muss man ihn ernst nehmen, auch wenn er soloverliebten Schlepprock macht. Sein Schalk klingt auf „Real Emotional Trash“ so unverbraucht, als hätte es Pavement nie gegeben. Seine Stimme tänzelt mit souveräner Lässigkeit seltsamen Melodiebögen und kryptischen Texten entlang, wie sie eben nur einer ersinnen kann. Stephen Malkmus.

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