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Musik-Berlinale: Heavy Metal in Baghdad

Von    |   14. Februar 2008   |   0 Kommentare

heavymetal.jpgPolitik und Musik sind zwei der Hauptthemen an der diesjährigen Berlinale. Nachdem bereits die Filme um Patti Smith und Neil Young den Krieg in Irak ankreideten, steht man bei „Heavy Metal in Baghdad“ geradezu mittendrin. Die Doku zeigt die irakische Band Acrassicauda und ihr harter Weg, ihre Kunst zu leben.

Eigentlich sind sie ganz normale Jungs, die vier Musiker der einzigen Metalgruppe in der irakischen Hauptstadt. Trotz des reichlich vorhandenen Konfliktpotenzials gegenüber der ländlichen Religion und Regierung gewinnt die Band nach und nach immer mehr Fans. Doch dann bricht der Krieg aus. Nun stellt Musik für Acrassicauda weniger ein Hobby dar: Eher die letzte Möglichkeit, ihre Gedanken vom Geschehen in der Hauptstadt abzulenken.

Eine Rakete weckt die Musiker aus ihrer Kopfflucht. Der Proberaum samt Equipment wird zerstört, glücklicherweise aber niemand verletzt. Nerven liegen blank. Es bleibt nichts anderes übrig als die Flucht ins syrische Damaskus, einem Ort, in dem Gitarrenmusik non-existent ist. Mit Hilfe des Filmteams kann sich die Band dort ihren grössten Traum erfüllen: Eine CD aufnehmen.

„Heavy Metal in Baghdad“ thematisiert Musik und gibt uns nebenbei einen nachhaltigen Eindruck von den Zuständen in der irakischen Hauptstadt. Inspiriert von einem Artikel im „Vice“-Magazine reisten die Filmemacher Eddy Moretti und Suroosh Alvi mehrere Male in die Hölle des Löwen. Moretti meinte auch, „eine Scheissangst gehabt zu haben“, was nicht verwundert. Wenn beim Bandinterview am Pool das Zischen und Explodieren von Raketen zu Hören ist, ist bekommt man nur eine Kostprobe des beängstigenden Alltags in Bagdad.

Trotzdem gelingt es dem Film, die Stimmung hoch zu halten. Wir sehen motivierte, humorvolle Musiker, für die ein Konzert vor dreissig Leuten pure Extase darstellt. Nur am Schluss der Doku gehen die Emotionen mit ihnen durch, als sie den Rough-Cut des Streifens sehen, der alle ihre Erinnerungen wieder hochkommen lässt. Der wohl eindrücklichste Film über Musik an der Berlinale.

Trailer: „Heavy Metal in Baghdad“

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