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Vorwärts in die Vergangenheit, zurück in die Zukunft

Von    |   8. Januar 2008   |   0 Kommentare

Schon die ersten Sekunden von „In The Future“ machen lautstark deutlich, dass dieser einstündige Trip in die Vergangenheit führt. Das Riff von „Stormy High“, mit dem Black Mountain den psychedelischen Songzirkel ihres zweiten Albums eröffnen, klingt wie ein Widerhall der frühen Black Sabbath. Im zweiten Song kommen sanftere Blumenkinderklänge zum Zug – Psilocybin und Pink Floyd sind nicht weit. Eine nostalgische Prog-Rock-Referenzen- Schlacht also?

Keineswegs. Black Mountain sind auch auf ihrem zweiten Album in erster Linie sich selbst im Hier und Jetzt: Eine Band aus Vancouver mit Sogwirkung, deren Musik mit jedem Hördurchgang ein Stück mehr gegen den Himmel wächst. Eine Band mit tiefschürfenden Melodien. Eine monumentale Live-Band, wie die Kanadier kürzlich in der Roten Fabrik bewiesen haben.

Ähnlich wie das Wolf Parade-Umfeld ist das Musikerkollektiv der Black Mountain Army ein Bienenschwarm von kreativen Köpfen, die im Quartalsrhythmus unüberhörbare Platten einspielen. Als Speerspitze von Projekten wie Pink Mountaintops, Lightning Dust oder Blood Meridian eroberte das Mutterschiff Black Mountain 2005 eine Welt, die damals gerade im Begriff war, den Download für das Upgrade von 1.0 auf 2.0 zu starten. Drei Jahre später sind wir scheinbar weitergekommen, bei Black Mountain ist alles beim Alten geblieben.

„In The Future“ wirkt frisch gerade weil die Musik so altmodisch ausufert. Es bleibt Zeit für 15-minütige Epen, die sich im All verlieren, Platz für Mellotron- und Minimoog-Spielereien, Raum für Endlosschlaufen. Die Entschleunigung des Rock. Zeitlosigkeit durch althergebrachte Mittel. Und über der Wall of Sound thront ein Stimmenpaar, das sich umarmt, während die Welt um Stephen McBean, Amber Webber und ihre Blutsbrüder in Riffgewittern untergeht. Ein einsamer Gott wird die Black Mountain Army retten. Amen.

Black Mountain – „Tyrants“
[audio:http://www.scjag.com/mp3/jag/tyrants.mp3]

> „In The Future“ erscheint am 11. Januar bei Jagjaguwar/Irascible

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