78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

78s-Motel: Annakin verkrampft sich auf dem Sofa

Von    |   20. Oktober 2007   |   1 Kommentar

Wieder einmal geht’s nach dem Proben in Schlieren mit blinzelnden Augen hinaus aus dem Übungsraum und mit viel Musik um die Ohren dann aber doch noch mit der Band auf einen Drink in die Hafenkneipe. Einige Zeit und ein starkes Bier später, erinnere ich mich beim Heimschlendern in Richtung 78s-Motel an ein Konzert im el Lokal und denke mir: Was für eine blöde Idee.

Was für eine blöde Idee, dass ich damals fand, es wäre eine super Idee, schon mal auf das rote Sofa auf der Bühne zu sitzen und auf meinen Einsatz, der erst für das vierte Stück geplant war, zu warten, während der Frontmann die ersten Songs solo spielte. Das ganze Backstage-Zappeln, Händewarmreiben und Gesangsübungen schnalzen, geht ja dann dummerweise gar nicht mehr; man kann auch schlecht hüpfen wie ein Weitspringer vor dem Anlauf holen und einatmen als hätte man gerade einen 100 Meter langen Tauchgang hinter sich (oder vor sich, je nachdem) ist auch eher ein no go.

Stattdessen zerreisst es einem langsam auf dem weichen, roten Sofa auf der Bühne unter dem Skelett. Wie doof von mir. Nun sass ich da, alles und alle tiptop und glasklar sehend von hinten unten aus der Froschperspektive, gefangen in einer dummen Idee, adrenalinbesoffen, kieferbeissend und sicherlich aufs Schärfste von allen beobachtet, und es gab, wie so oft, nur die Flucht nach vorne. Deshalb bin ich dann auch nach viel zu vielen und viel zu langen Liedern des Frontmannes irgendwann einfach aufgestanden – wobei das Aufstehen aus einem solchen weichen roten Sofa ja jeweils gar nicht so einfach ist – und habe mich mindestens einen Song zu früh, aber für mein Gehirn mindestens drei Lieder zu spät nach vorne ans Mikrofon gedrängt.

Was für eine Erlösung! Endlich konnte ich mir – die ganze Anspannung kanalisierend – Leonard Cohens Suzanne vom Leib singen. „Suzanne takes you down to her place near the river…“ und ich fühlte mich wieder wohl an dem Ort in der Nähe des Flusses.

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Annakin war die Stimme von Swandive und ist heute solo unterwegs. Ihr Album „Falling Into Place“ ist soeben bei Phonag erschienen. Live: 3.11. Gaskessel, Bern / 16.11. Bad Bonn, Düdingen / 7.12. Kofmehl, Soloturn / 8.12. Mokka, Thun / 14.12. Schüür, Luzern. / 20.12. ETH, Züri.

Illustration: Sarah von Blumenthal

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