Der diskrete Charme des Scheiterns
Von Ralph Hofbauer | 5. Oktober 2007 | 1 Kommentar
Es ist ja so eine Sache mit deutschsprachiger Popmusik. Statt wie englische Popmusik ein veführerisches Bild vom glamourösen Planet Pop zu malen, auf dem alle Wünsche in Erfüllung gehen, assoziiert man mit deutschen Songtexten Arbeitslosigkeit und Frittenbuden. Während bei Chansons die französische Sprache die Melodien beflügelt, ist die deutsche Sprache der Feind jeder Melodie. Es ist nicht leicht in der wahrscheinlich unmusikalischsten Sprache der Welt Songtexte zu schreiben, die weder holprig, noch platt, noch pathetisch sind. Dennoch machen deutsche Texte, wenn sie gut sind eben doch fast mehr Spass als Englische. So auch bei Lydia Daher.
Dass Lydia Daher texten kann, hat sie als (Slam-)Poetin schon mehrfach bewiesen. Nun versucht sie sich erstmals an Popsongs. „Dafür, dass ich es nicht kann, kann ich es eigentlich ganz gut.“, meint Daher zu ihrem ersten musikalischen Gehversuch, den sie bei sich zu Hause mit Gitarre und Garageband-Software aufgenommen hat. Entsprechend ungehobelt kommt ihr von Trikont (recrec) veröffentlichtes Debut daher, das mit seinem DIY-Charme nicht selten an die improvisierten Hits von Dahers Labelkollege Funny Van Dannen erinnert.
Lydia Daher will – so singt sie – „den Rock’n’Roll nicht neu erfinden, er ist doch gut so wie er ist.“ Obwohl ihre Songs nach einfachsten Mustern gestrickt sind, beweist Daher ein Gespür für Songs mit Hitqualitäten (man höre „Im Fadenkreuz des Fado“, „Augsburger Nächte“ und „Von Einer, die es hinter sich hat“) und umwerfende Stimmungsbilder („Tapferer Deutscher Grillsoldat“).
Die musikalischen Unzulänglichkeiten von einigen Songs macht Lydia Daher durch ihre Texte wett. Wie Frank Spilkers Dichtung lassen auch die Worte der Augsburgerin Raum für Assoziationen. Egal über was Lydia Daher singt, ob über das Gerümpel im eigenen Kopf, pubertierende Mädchen, U-Bahnpicknicks, die Erfolgsgesellschaft, die Liebe – es ist auf Konfrontation aus und es klingt gut. Dafür, dass sie es nicht kann, kann sie es eigentlich verdammt gut.
„Schöner als draussen“
[audio:http://www.trikont.de/basics/archiv/2049/lydia_daher_schoener_als_draussen.mp3]
Eine Reaktion
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12:42 Uhr, 5.10.2007, Link
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„Es ist ja so eine Sache mit deutschsprachiger Popmusik. Statt wie englische Popmusik ein veführerisches Bild vom glamourösen Planet Pop zu malen, auf dem alle Wünsche in Erfüllung gehen, assoziiert man mit deutschen Songtexten Arbeitslosigkeit und Frittenbuden.“