78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

… und wo bleibt jetzt die Anziehungskraft?

Von    |   12. September 2007   |   10 Kommentare

dk.jpgVorweg: Das neue Divison Kent Album ist nicht schlecht. Es ist sogar recht nett. Bekanntlich bedeutet dieses Adjektiv im Musik-Jargon etwa das selbe, wie wenn man über eine (meist nicht anwesende) Person sagt, sie sei lieb. Man drückt sich um die Ehrlichkeit um das Gesicht der anderen (vielleicht auch um das eigene) zu wahren, aber trotz des eigentlich positiven Ausdrucks wissen alle, was gemeint ist…

Bei musikalischen Projekten aus der näheren Umgebung kann diese Tendenz verstärkt und ziemlich verzerrt zu Tage treten. Der aus-der-Region-für-die-Region Bonus lässt manchmal sogar renommierte Kritiker  ein Ohr Auge zudrücken. Die Objektivität, auch wenn dieses Unwort immer nur ein idealistisches Konstrukt bleibt, wird zurückgeschraubt…

Auf was ich eigentlich hinaus will, ist, dass ich ganz auf den Regio-Bonus verzichte und versuche ehrlich zu sein: Also, Gravity (Sony BMG) ist recht nett, wäre aber schon vor gut einer Dekade höchstens in der B-Auswahl des Trip-Hops gelandet. Andrea B. singt wirklich gut, hält aber dem Vergleich mit kanonischen Trip Hop Gesangsgrössen wie Lou Rhodes oder Beth Gibbons nicht stand; die Instrumentalisation finde ich einfach nur platt und was das elektronische Colorit von Sky Antionori angeht: Ehrlich gesagt, findet man beim Random-Download von russischen Netlabels sphärischeren Sound…

Da helfen keine halbbekannten Co-Produzenten, keine coolen Hochglanzföttelis und auch keine pseudo-poetischen Pressetexte… Und ein Majorlabel könnte nur zu einem verhelfen: Lunik 2.0 zu werden… Die Texte, meist in belanglosem Simple English, kombiniert mit den seichten Melodien werden aber sicher den einen oder anderen 20min-Leser für kurze Zeit begeistern können, aber hört Gravitiy selbst mal durch, auf www.division-kent.com. Wer aber nach regionalen Perlen dieses Genres sucht, der sollte das Rad der Zeit um drei Jahre zurückdrehen und mit ein bisschen Seelenluft tief durchatmen…

10 Reaktionen

  1. 78s » Blog Archive » Aromat 2.0
  1. #1 ...

    18:25 Uhr, 12.9.2007, Link

    robin, du entwickelst dich zu meinem lieblings-78s-autor!

  2. #2 :-)

    18:55 Uhr, 12.9.2007, Link

    da gibt es nur eines: anfangs dezember nach minehead pilgern (gibt noch wenige tickets) und portishead mit ihrem neuen album sehen und hören.

    http://www.atpfestival.com

  3. #3 rockyeah

    18:58 Uhr, 12.9.2007, Link

    instrumentalisation. geil!

  4. #4 Robin Fürst

    19:05 Uhr, 12.9.2007, Link

    könnte ja ’n neologismus aus instrumentation
    und instrumentalisierung sein…

  5. #5 kasi

    12:06 Uhr, 13.9.2007, Link

    danke robin! darum mag ich diese news hier so gern lesen. da hast du hingehört und (wohl fast) kein blatt vor den mund genommen. so soll es sein!
    zu division kent: pseudo-poetische pressetexte / songtexte in simple english – wer mit dem ernsthaft hausieren geht, ist schon tief im breitensport ch-musik angekommen. und ganz genau – da helfen auch halb-bekannte co-producer und super coole hochglanz-föteli keinen schritt weiter (auch schon fast ein indiz für BREItensport). schlimm, dass sich immernoch soviele presseleute und booker davon beeindrucken lassen – oder einfach mitschwimmen..
    grosses kompliment, robin, du hast es voll auf den punkt gebracht.

  6. #6 ivana

    13:17 Uhr, 14.9.2007, Link

    Hhm. Irgendwie aber schon seltsam, dass auf eurer Seite die noch seichtere Veröffentlichung Annakins in den höchsten Tönen gelobt wurde und bei Division Kent g’rad das Gegenteil der Fall ist. Mich würde nämlich nach der Lektüre des Division Kent-Textes schon interessieren, wie Robins Meinung zu Annakin lauten würde… Ich verstehe dieses Bashing eben nicht so ganz. Na ja, whatever. Division Kent machen absolut ordentliche Musik, finde ich. Klar, nichts sonderlich Atemberaubendes, aber sicherlich ok.

  7. #7 Robin Fürst

    13:52 Uhr, 14.9.2007, Link

    Also, wir sind unterschiedliche Schreiberlinge mit unterschiedlichen Geschmäckern, zudem sind Ressort-Überschneidungen immer an der Tagesordnung. Und das ist ja gerade das schöne an einem solchen (entschuldigt das Unwort) Web 2.0 Projekt, die Polyphonie der geposteten Meinungen, und die kann sich innerhalb der Redaktion generieren, aber noch viel stärker könnt ihr sie von aussen als kritisch-kommentierende Leser beeinflussen… (Danke dass ihr das auch tut)

    Zu Annakin: Swandive hat mich immer schon eher kalt gelassen, weshalb ich mich nie wirklich für das Annakin Release interessiert und daher nur mal rasch ihren Myspace-Player durchgeklickt habe. Division Kent hingegen habe ich mehrmals (bzw. viel zu oft) durchgehört und darf mir deshalb (m)ein Urteil erlauben. Ich werd mir aber vorerst nicht die Mühe machen Falling Into Place durchzuhören, nur damit auch dort noch meinen Senf dazugeben kann…

    Übrigens: „sicherlich ok.“ klingt für mich fast genauso wie „nett“…

  8. #8 David Bauer

    15:55 Uhr, 14.9.2007, Link

    wie man hier (http://www.78s.ch/2007/09/10/plattenkritiken-ultrakurz/)sieht, findet der autor, der annakin gut findet, ich, auch division kent gut. innerhalb einer person sind wir durchaus konsequent mit unserer meinung (meistens jedenfalls) – dass die verschiedenen autoren von 78s unterschiedliche meinungen haben und äussern ist normal und ausdrücklich erwünscht.

  9. #9 Ivana

    18:34 Uhr, 14.9.2007, Link

    Alles klar ;)

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