Finnische Strassen-Poesie
Von Silvan Gertsch | 12. September 2007 | 0 Kommentare
In ihren besten Momenten klingen Hanoi Rocks noch heute wie die Band, die massgeblichen Einfluss auf die musikalische Entwicklung der jungen Guns’n’Roses hatte. Das ist insofern erstaunlich, weil Hanoi Rocks eine bewegte und von einem grossen Unterbruch überschattete Bandgeschichte zu erzählen haben. Nach fulminantem Start in den frühen 80er-Jahren mit viel Punkrock und Glamour, kam es bereits 1984 zum vorübergehenden Ende. Erst nach der Jahrtausendwende fanden die Finnen, allen voran Andy McCoy und Michael Monroe wieder zueinander. Vor zwei Jahren kam das nicht gerade übermässig erfolgreiche „Another Hostile Takeover“ raus.
Und jetzt ist also wieder die alte Frische und die bekannte Rotz-Attitüde bei den Finnen angesagt. Ihr neues Werk heisst „Street Poetry“ (Demolition Records/K-Tel), die geputzte Vorab-Single „Fashion“ ging in Finnland direkt auf Platz 1 in den Charts und wirkt auf dem neuen Album dennoch wie ein Fremdkörper. Irgendwie erscheint der Song zu künstlich, zu sauber arrangiert. Denn Songs wie „Hypermobile“ oder „This One’s For Rock’n’Roll“ sind in erster Linie rasante Punkrock-Relikte aus früheren Zeiten. Sie geben die Marschrichtung von einem Grossteil der 13 Stücke auf „Street Poetry“ an. Und sie lassen eine Mischung aus glamourösem Rock’n’Roll, Unmengen an Haarspray, gewagten Gitarrensoli und einer „Don’t-Give-A-Fuck-Haltung“ aufeinander prallen. Hanoi Rocks erleben in diesen Tagen definitiv ihren zweiten Frühling und lassen nicht nur optisch die 80er wiederauferstehen! Ob es ihre Landsmänner von HIM gleich handhaben? Auch die haben ein schwaches letztes Album zu verdauen und werden am Freitag mit neuer Musik aufwarten…
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