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Musik im Film Vol. 1: Le Mépris

Von    |   20. Juli 2007   |   1 Kommentar

Michel Piccoli & Brigitte BardotIm Kopf assoziieren wir Gesehenes, Gehörtes und Erfühltes, formen daraus ein Gedankenbild. Die Gesamtheit all dieser Prozesse, die mit Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen, können uns vor allem – was für ein Skandal – auch suggestiv zugeführt werden. Just in diesem Moment suhlen wir uns in einer närrischen Welt, kreiert von manchen Querköpfen. Und keine Welt postuliert die Suggestion auf eine solch profunde Weise wie der Film. Dieses audiovisuelle Abenteuer rührt uns zu tränen, macht uns verrückt, langweilt, bereitet Angst, ist anspruchsvolle Wonne, nervt zu Tode und macht vor allem eins: süchtig. Und süchtig sind wir natürlich auch nach Musik. Darum geht es hier um Musik im Film. Freilich nicht um banalen Steigerungsfloskel in öden Streifen, die uns die Konklusion einer Handlung auf die Nase bindet, nein. Von der Musik die Bilder konsonant und dissonant begleiten.

Jean-Luc Godard drehte 1963 seinen wahrscheinlich kommerziell erfolgreichsten Film: Le Mépris (Die Verachtung). Michel Piccoli und Brigitte Bardot mimen ein Ehepaar, das zwischen Liebe und Verachtung pendelt. Zwei starke Pole, die einer bittersüssen Melodie bedurften. Georges Delerue, der auch für Truffaut und Chabrol komponierte, kreierte für Godart einen unvergessliches Stück Musik.

Die Nouvelle Vague Regisseure verstanden die Filmmusik als wichtigen Bestandteil des kreativen Prozesses. Delerues Musik wird als Mittel eingesetzt, um Übergänge zu glätten oder um selbst Zensuren zu schaffen. Die Musik unterstützt hierbei nicht die dramatische Zuspitzung des Konflikts, sondern kennzeichnet einschneidende Veränderungen in der Beziehung der beiden Eheleute. Schwere Streicherakkorde begleiten das unausweichliche Auseinanderdriften des Ehepaars. Delerues versteht es, eine subtile Melancholie zu schaffen, ohne dem Pathos des Scheiterns zu verfallen. Grandiose Musik in Cinemascope.

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Eine Reaktion

  1. #1 Uas

    13:21 Uhr, 20.7.2007, Link

    Ah, Sven, you’re back. Und dann noch mit einer sehr interessanten Rubrik. Wir Cineasten :-)

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