Gegen die Sintflut: Fest van Cleef
Von Fabienne Ruppen | 7. Juli 2007 | 0 Kommentare
Man hatte sich auf einen idyllischen Open-Air-Abend im Potsdamer Lindenpark gefreut. Da Petrus zurzeit aber gar arg begeistert Herbst spielt, fühlte man sich dann schon für die Regenunterbrüche zu tiefstem Dank verpflichtet. Es ist der erste von drei Abenden, an denen das Hamburger Label Grand Hotel van Cleef zur Zelebrierung des Indierocks lädt.
Den Anfang machen die Kilians, „die jetzt übrigens auch alle Abitur haben – ausser einem“ (Thees Uhlmann). Die gewinnende Nonchalance, mit der die fünf Rabauken ans Werk gehen, verwandelt anfangs belächelnde Münder allerdings augenblicklich in weit offen stehen bleibende Höhlen.
Nach einer Runde Torwandschiessen sind die „amerikanischen Bierfreunde aus Milwaukee“ (Thees) an der Reihe. Maritime spielen mehrheitlich Songs von ihrem im Herbst erscheinenden dritten Album und vermögen damit sogar den Himmel in Schach zu halten. Wer das nachvollziehen will, soll sich „Some one has to die“ von ihrem grandiosen Erstling zu Gemüte führen.
Der famose Alleinunterhalter Bernd Begemann rettet mit Liedern wie „Judith“, „St. Pauli“ und „Bis du den Richtigen triffst – nimm mich“, die laut Eigenaussage derart gut sind, dass die Sportfreunde Stiller ihren linken Arm dafür geben würden, die wetterbedingte Tiefphase.
Mit hart erkämpften Kartoffelecken an Sauerrahmsauce ist man gewappnet für das Staraufgebot des Abends. Die Hansen Band, anlässlich des 2005 erschienen Films „Keine Lieder über Liebe“ von Schauspieler Jürgen Vogel rekrutiert aus Mitgliedern von kettcar, Tomte, home of the lame und Der Hund Marie, gibt eines ihrer exklusiven Konzerte.
Als die vollendete Mixtur aus Satan und dem lieben Gott werden die geladenen Gäste des Grand Hotels willkommen geheissen: Die fulminanten Kante funktionalisieren das Naturschauspiel als Kulisse für die berückende Darbringung ihres Lieblingsthemas – der Apokalypse.
Bei kettcar dürfen sich nochmals alle gerührt und „in Empfindsamkeit vereint“ in den Armen liegen. Und dann nach hause tapsen und eben doch im BVG-Zug weinen, obwohl das im Taxi schöner wäre. Eine Wonne. Nächstes Jahr wieder.
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