78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

78s-Motel: Schorsch Kameruns Titankatzen-Manifest

Von    |   2. Juni 2007   |   1 Kommentar

Sarah von BlumenthalVor seiner Abreise übergab Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) dem Concierge einen Umschlag mit der Aufschrift „Das Manifest“ und murmelte dazu: „Das muss an die Öffentlichkeit gelangen…“

New Stream. Manifest.

New stream music ist freies Spiel. Interessenfreie Improvisation. Kalter Jazz. Das bürgerliche Gedächtnis und der nasse Tod werden zu einer musikalischen „Rede“ herangezogen. Ihr Ton ist klar. Ihre Protagonisten sind Glasmenschen, deren Atmung Gesang sein soll. Die Musiker sind schön, weil sie aussehen wie ein Mädchen. Ihre Bewegung ist beschränkt: unser Tanz ist eine Choreografie unserer Hände, die wir in Keyboards baden. Unsere eigenen Körper übergießen wir mit flüssigem Platin um uns gegen den Strom der Töne, die wir berühren wollen abzusichern.

Der Horizont ist unsere Partitur. An ihm wird der beste Tabak gepflückt. An den Knöpfen der Aufmerksamkeit darf nicht gedreht werden. Wir verblüffen allenfalls durch Gleichmut. Die zeitliche Ausdehnung der Stücke ist zwar meß-, aber nicht fühlbar. Eine Kommunikation zwischen den Spielern ist überflüssig. Dynamik ist nur zwischen der Tatsache, daß wir spielen und dessen Gegenteil und der Gunst des Gegenteils davon. Die Texte sind nicht Bitte sondern Abgesang aufs Bedeutungslose, über eine Latte gezogener Kaffee, der von vorne in eine Trompete gestopft wird zum Aufputschen. Unsere Position ist klar. Das Auditorium wird nie müde. Die Liebe ist verändert worden, sie ist unbeschränkt. Wir könnten uns zu den Tieren wenden und mit ihnen leben. Sie sind so ruhig und selbständig. Wir stehen und betrachten sie lange und lange.

Schorsch Kamerun hat zusammen mit den Künstlern Albert Oehlen und Andre Butzer die Band „Titankatzen“. „New Stream“ nennen sie ihren Musikstil.

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