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Was lange währt, wird endlich Gut

Von    |   10. April 2007   |   0 Kommentare

Gudrun Gut ist vieles: Musikerin, DJane, Produzentin, Radiomacherin, Installationskünstlerin und Labelchefin von Monika Enterprise. Und Gudrun Gut war vieles: Sie war Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten und als Frontfrau von Malaria, Mania D und Matador tastete sie sich von Postpunk über New Wave allmählich hin zur elektronischen Klangproduktion. Als eine von wenigen kann sie von sich behaupten vor und nach dem Mauerfall in der Berliner Szene aktiv gewesen zu sein.

Erstaunlicherweise veröffentlicht diese umtriebige Legende des Berliner Underground erst nach gut 25 Jahren Schaffenszeit ihr erstes Solo-Album. Dass sie die Zeit dafür gefunden hat, verdanken wir der Fussball-WM, deren Ausnahmezustände Gudrun Gut eine Auszeit von ihren Aktivitäten ermöglichten, um sich in ein weiteres Projekt zu stürzen.

Wer aufgrund des schillernden biografischen Hintergrunds von Gudrun Gut ein ekklektizistisches Album erwartet, das drei Dekaden zusammenfasst, wird enttäuscht. „I Put A Record On“ (Monika Enterprise/recrec) ist von entwaffnender Schlichtheit. Es ist ein kontemplatives Stück Minimalismus geworden, dessen Sogwirkung sich sowohl auf Tanzflächen als auch auf Liegewiesen entfaltet. Trotz dunkler Klangfarben strahlen die hypnotisch pulsierenden Songs eine wohlige Wärme aus. Mit grosser Lässigkeit entwirft Gudrun Gut eine Musik, die so modern klingt, dass man an eine Zukunft der elektronischen Musik glauben möchte.

Als Bonus bietet die CD eine Videoinstallation, die in Zusammenarbeit mit Pipilotti Rist entstanden ist. Auf dem Netz ist das Video leider nirgends verfügbar und mein Computer weigert sich natürlich mal wieder es abzuspielen. Nerv! Doch dass Gudrun Gut „Rock Bottom Riser“ von Smog covert kann ich ja eigentlich nur toll finden.

„Rock Bottom Riser“
[audio:http://www.fluxblog.net/gudrungut_rockbottomriser.mp3]

Lesetipp zu Gudrun Guts Jugendjahren:
Jürgen Teipels Doku-Roman über die Berliner Szene der 80er „Verschwende Deine Jugend“

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