Der Avantgarde ein Schnippchen geschlagen
Von Sven Zaugg | 30. März 2007 | 2 Kommentare
Eine Avantgarde, die sich wiederholt, untergräbt sich selbst. So ist sie, trifft dieser Fall zu, nicht mehr radikal und progressiv. Geht man davon aus, dass CocoRosie der Pop-Avantgarde angehören, so bewegen sie sich auf einem schmalen Grat zwischen der Repetition ihrer verstörend anmutenden Klangwelt und gemeiner Popmusik. Die Erwartungen an ihren jüngsten Longplayer „The Adventures of Ghosthorse & Stillborn“ waren deshalb immens, ein Scheitern schien vorprogrammiert.
Gescheitert sind sie nicht. Sie haben der Avantgarde ein Schnippchen geschlagen. Was als kuriose Instrumentierung traditioneller Songmuster mit Popkornmaschinen, Würfeln, Tontöpfen, et cetera begann, etabliert sich nun als ein eigenständiges Fach Musik, das sich mit Noah’s Ark (2005) schon andeutete. Eine Bezeichnung schenken wir uns an dieser Stelle, denn es gibt sie nicht. CocoRosies Musik fusst nun auf ihrem eigenen Universum, auf ihrem eigenen Mythos. Diese Weiterentwicklung verdient grosses Lob und evoziert zugleich die Hoffnung, dass eine jede Musik dieses Potential in sich tragen sollte. Sich neu erfinden, ist ein guter Weg zur Besserung. Die eigene Musik als Stil zu etablieren, ist eine Gabe.
Ein Grundstein dafür legte Björk-Produzent Valgier Sigurdsson. Er extrahierte die letzten weltlichen Töne aus CocoRosies Universum, ordnete die wirren Gedanken der Cassady Schwestern und setzte ähnlich den björkschen Arrangements (Homogenic), hämmernde und wummernde Basslinien ein. Reduzierte das Knacken und Krächzen dubioser Instrumentierung, schob dafür die himmlische Stimme Sierras noch näher an die Oper und verlieh Biancas gequälter Kinderstimme eine wohltuend aggressive Note. „So selbstverständlich wie auf ihrem dritten Album gingen HipHop, Oper und ihre typische Kinderzimmer-Elektronik noch nicht zusammen“, schreibt ein Journalist und hat recht.
2 Reaktionen
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17:33 Uhr, 30.3.2007, Link
Jaaberebä, s’isch halt scho nümm so guet wie auscho.
17:46 Uhr, 30.3.2007, Link
bestes bandföteli seit jahren…