78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

The Sound Of Silence

Von    |   29. März 2007   |   1 Kommentar

„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, schreibt Wittgenstein in seinem „Tractatus Logicus“. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet seit jeher die Musik. Sie artikuliert, was im Unterbewusstsein schlummert und spricht vom Unaussprechlichen. Deshalb ringen wir hier tagtäglich mit Worten für Dinge, für die es keine gibt – und laufen so wiederum Wittgenstein in die Falle.

Besonders aussichtslos ist die Sache, wenn es um Musik geht, von deren Existenz der Normalverbraucher nichts weiss. Musik, die radikaler ist, als der lauteste Lärm. Musik, die im Alltagsgebrabbel untergeht, weil sie frappant der Stille gleicht.

„Articulate Silences“ heisst denn auch ein Stück auf der neuen Doppel-CD von Stars Of The Lid „And Their Refinement Of The Decline“ (Irascible). Ein Album, das keine Party retten kann, keine Ohrwürmer auf Lager hat, das weder virtuos, noch der letzte Schrei sein will. Und dennoch grossartig ist.

Was da aus den Boxen kriecht, ist wenig. Man muss sich schon seine popverstopften Ohren putzen, um überhaupt etwas zu hören. Trotz aller Bescheidenheit steckt in diesem Album etwas Grosses, das die Menschheit wie einen jämmerlichen Ameisenhaufen aussehen lässt. Mit Blas- und Streichinstrumenten stossen Stars Of The Lid zum Wesen der Dinge vor und bringen das Leuchten der Sterne, das Wachsen der Bäume und das Schweigen der Ewigkeit zum Klingen. Lacht nur! In spätestens 80 Jahren seid ihr selbst so still und ewig, wie diese Musik.

Eine Reaktion

  1. #1 danke

    18:36 Uhr, 31.3.2007, Link

    danke dir. ohne deinen bericht hätt ich diese musik nie kennen gelernt. schreibt weiter über so zeugs wo man nicht drüber schreiben soll. so etwas schönes schon lange nicht mehr gehört !

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