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Marseille in Hochform: Soprano

Von    |   15. März 2007   |   0 Kommentare

b000mr9dze01_aa240_sclzzzzzzz_v44292367_.jpg Soprano rappt hoch. Und vor allem: verdammt gut. Oder singt er? Wenn das Psy 4 De La Rime Supertalent das Mic ergreift, wird Rap zum Musical, Musikhören zum Boxkampf. Das lang ersehnte Solodebüt „Puisqu’il faut vivre“ (Hostile Records / EMI) erlöst Fans aus ganz Frankreich und bringt Marseille definitiv auf die Rap-Landkarte zurück.

Soprano ist ein „Mélancolique Anonyme“. Zur Behandlung geht er zur Psychiaterin. Das Resultat: Die Melancholie wird in Feuer getränkt. Traurig und entflammt rappt Soprano über sein Leben, seine Famille, seine Realität. Die hohe Stimme des Sopran-MCs, der angriffige Flow und die hausgemachten Produktionen erzeugen eine romantisch-erzürnte Stimmung, wie man sie bestens von der „Psyquatra“ kennt. Mit Kerzenlichtern werden hier Autos verbrannt.

Auch inhaltlich sorgt Saïd M’Roumbaba für Feuer: So sagt er sich vom Selbstmitleid los, dem Leitbild französischer Banlieue- resp. HipHop-Kultur. „Unsere Eltern kommen aus Afrika, mussten unten durch. Wir haben Nike an den Füssen und beklagen uns ständig. Wir sollten relativieren. Je mehr wir revoltieren, desto mehr unserer Familienmitglieder landen auf dem Friedhof.“ Nach dieser Einsicht wird Soprano von der Psychiaterin entlassen. Die Melancholie bleibt.

Die hohe Stimme erfüllt die hohen Erwartungen. Und wenn Soprano so weitermacht, wird’s weiterhin steil hinaufgehen. Der ehemalige Zögling der Marseille-Gallionsfigur Akhenaton hat noch viel vor. „Sopra M’Baba“ könnte der männliche Diam’s werden. Mindestens.

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