78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Dauerläufer, Schnellzünder, Rohrkreppierer

Von    |   20. November 2006   |   2 Kommentare

Beste Band der Welt?Die neue Trail of Dead-Platte zu rezensieren, ist eine ziemlich Bürde. Die Band ist kaum zu definieren, Genres prallen an ihnen ab wie Wasser an Neopren. Aber auch nur zu beurteilen, ob das Album was taugt oder eher saugt, ist ohne vertiefte Auseinandersetzung unmöglich. Schon ihre Letzte „Worlds Apart“ wurde nicht auf Anhieb als das erkannt, was sie war: ein kleines Meisterwerk. Im Zentrum steht eine grosse Frage: welche Platten bestehen vor dem Herrn? Die Schnellzünder oder die Dauerläufer? Kondition hat schon immer über reine Muskelkraft gesiegt. Aber was tun, wenn der prognostizierte Dauerläufer zum Rohrkreppierer wird?

Das Urteil nach intnensivster Dauerbeschallung: „So Divided“ (Universal) ist ein potentieller Dauerläufer wie er im Bilderbuch steht und schliesst nahtlos an „Worlds Apart“ an. Songs wie „Wasted State of Mind„, „So Divided“ und „Stand in Silence“ zünden sofort. Der grosse Rest braucht Zeit. „Naked Sun“ oder „Life“ sind verschachtelte Monolithen. Bläser, elektronische Samples, Klavier, Akkordeon alles wie im Guss in das konservative Rock-Schema gegossen. „Eight Days of Hell“: wer in der Vergangenheit lebt, kauft sich das „neue“ Beatles-Album, wer hören will wie die Beatles heute tönen würden, hört „Eight Days of Hell“ rauf und runter. „Witch’s Web“ beginnt mit der anmutenden Schönheit einer Singer/Songwriterin, geht so weiter und endet auch so. „Sunken Dreams“, zuerst düster wie die Seele eines Massenmörders, steigert es sich langsam zum melodischen Höhepunkt und endet in einem Wall of Sound. Und dann kommt das viel zu frühe Ende.

Trail of Dead sind besser denn je. Monieren mag man einzig, dass die punkige Urgewalt früherer Tage nahezu verschwunden ist. Pop ist Trumpf. Die Band steht aber nun mal nicht still, sondern entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Monstrum an Kreativität und Innovation, das alles Bisherige in den Schatten stellt und sich von Platte zu Platte zu neuen Superlativen emporschraubt.

„Wasted State of Mind“
[audio:http://www.box.net/public/static/pokdedne5c.mp3]

„Stand in Silence“
[audio:http://www.box.net/public/static/lp8bc4qcpd.mp3]

So Divided

2 Reaktionen

  1. #1 amöbe

    21:11 Uhr, 20.11.2006, Link

    Ferne Glockentürme, sieben Himmel voller Geigen, Trommeln, Hörner, festliche Fanfaren-Ouvertüren, klebende Gitarrentollen und atemlose Tribalpercussions mit weitgreifenden Refrains. Traumhaft schön. Der schiere Wahnsinn!

  2. #2 Mathias Menzl

    22:26 Uhr, 20.11.2006, Link

    jo wahrhaft poetisch das teil…

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