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Urlaub in Polen

Von    |   15. September 2006   |   0 Kommentare

Nein, es soll hier nicht um die deutsche Band Urlaub in Polen gehen, sondern um tatsächlichen Urlaub in Polen und was einem da neben vielen Konsonanten so zu Ohren kommt – 78s forscht selbst auf Reisen für euch.

Abgesehen von stumpfsinnigen Zwillingszwergen, Plattenbauten und Zapiekanki gibt es auch einige Dinge, für die es sich lohnt in den Osten zu Reisen. Neben der verworrenen Geschichte des Landes, die sich in Städten wie Warschau, Krakau und Danzig niederschlägt und den Naturidyllen der Masuren hat auch die polnische Musik einiges zu bieten. Hört man polnische Radiostationen wird schnell klar, dass HipHop, Dancehall und Indierock längst von polnischen Acts adaptiert wurden, was sich oftmals amüsant anhört.

Neben der allgegenwärtigen Volksmusik hat seit den späten 50ern insbesondere Jazz eine grosse Tradition in Polen, auch wenn es nur wenige Musiker in die Hall of Fame des Jazz geschafft haben. Der „polnische Miles Davis“ Tomasz Stanko hat es ebenso zu Weltruhm gebracht wie Krzysztof Komeda, dem Polanski den Soundtrack zu Rosmary’s Baby verdankt. Mit grossem Erfolg aktualisieren gegenwärtig Skalpel den Jazz ihrer Väter, indem sie aus Samples von knistrigen Jazzplatten dunkle Grooves schaffen.

Zusammen mit dem Jazz begann in den 60ern hinter dem eisernen Vorhang trotz (oder vielleicht gerade wegen) der kapitalistischen Untertöne des Rock’n’Roll auch die Rockmusik zu prosperieren. Während hier die Beatles für ohnmächtige Teenager sorgten, brachten in Polen die Czerwone Gitary mit Twist und Beat die Kids zum durchdrehen. Heutzutage sind es die Cool Kids Of Death, die der Jugend den Takt vorgeben. An den schmissigen Songs der momentan wohl angesagtesten Rockband Polens dürften auch westliche Ohren gefallen finden.

Sein eigenes Genre hat in den 70er Jahren Marek Grechuta geschaffen, der Texte polnischer Dichter zu weitläufigen Epen zwischen Folk, Rock, Psychedelia und Klassik vertont hat. Man kann die Poetik seines Schaffens erahnen, selbst wenn man vor lauter Zischlauten nur Bahnhof versteht.

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