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Paris Hilton – Ein Plädoyer

Von    |   11. August 2006   |   9 Kommentare

(Vorbemerkung: Ich habe meine allfällige Street-Credibility am Eingang abgegeben, ich werde sie später wieder abholen)

Paris Hilton Paris Hilton ist ja eh dumm! So einfach könnte man es sich machen beim Anlauf, Paris Hiltons Einstieg ins Musikgeschäft zu kommentieren. Freilich ist es nicht sonderlich originell oder geistreich, Paris Hilton bei jedem Schritt, den sie tut, als dumm hinzustellen. Denn so dumm kann eine nicht sein, die alles, was sie anpackt, zu Gold macht.

Also sollte man als Journalist vielleicht eher versuchen, vorurteilsfrei an „Paris“ (Warner, Vö 18.8.) heranzugehen und zu verstehen versuchen, wieso eine musikalisch unbedarfte Hotelerbin ein Album aufnimmt und damit Erfolg haben wird (die Single „Stars Are Blind“ hält sich seit 4 Wochen in den Top Ten der Schweizer Charts). Dabei hilft, wenn man sich von ritterlichen Ansprüchen an die Musik löst: Man muss Hiltons Texte nicht mit denen von Dylan vergleichen, ihre musikalische Versiertheit nicht mit der eines Mike Patton und ihren Einstieg ins Musikgeschäft nicht mit dem einer Nachwuchsband.

Paris Hilton ist eine bestens etablierte Dachmarke, unter der nun in der Sparte Musik ein neues Produkt lanciert wird. Da ist der Erfolg programmiert. Dem Musikfreund blutet das Herz, der Marketingchef grinst über alle vier Backen. So ist das. Etablierte Marken verkaufen sich gut, Hilton unterscheidet sich von Robbie Williams, den Stones oder DJ Bobo einfach darin, dass sie sich branchenfern etabliert hat und erst jetzt in die Musik einsteigt.

Zur Musik: Diese spielt eine Nebenrolle in dieser Geschichte, trotzdem muss gesagt sein, dass das Album gut produziert ist und für Mainstream R’n’B völlig taugt (nicht zuletzt, weil Hiltons Stimme überraschend gut klingt). Betrachtet man die Platte als das was sie ist, dann muss man sagen: nicht schlecht! Kein Wunder: Hilton ist clever genug, um zu wissen, dass ein schlechtes Produkt der Dachmarke schaden würden.

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9 Reaktionen

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  1. #1 Shandokan

    11:36 Uhr, 11.8.2006, Link

    Naja, stören darf es einen aber doch, dass Personen von den Medien zu Ikonen hochstilisiert werden, bloss weil sie reich geboren sind? Der Dame selber scheint das offenbar auch immer weniger zu gefallen, darum versucht sie ja auch ihren Ruhm nachträglich in konventionellen Sparten (Film, Popmusik) zu rechtfertigen. Meiner Meinung nach eher kläglich – der kommerzielle Erfolg reicht halt nicht als Gradmesser.

  2. #2 flobro

    11:41 Uhr, 11.8.2006, Link

    …und ob das wirklich als ‚pflicht‘ bezeichnet werden sollte, ist doch stark zu bezweifeln.

  3. #3 David Bauer

    12:04 Uhr, 11.8.2006, Link

    Die Platte als Pflichtstoff zu bezeichnen, so weit will ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Das Pflicht bezieht sich auf den Text selber, da es sich um ein Thema handelt, bei dem es sich durchaus lohnen könnte, kontrovers darüber zu diskutieren. Also nur weiter so. Meine Meinung steht.

  4. #4 Anna

    00:01 Uhr, 13.8.2006, Link

    Nur weil Paris Hilton sich gut zu vermarkten weiss hat „ihre“ Musik nicht automatisch auch Bewunderung verdient, finde ich. Das sind zwei verschiedeni Paar Schueh! Ausserdem ist die CD nichts besonderes – auch wenn sie von Paris Hilton ist. Das kann man drehen und wenden wie man will.

  5. #5 David Bauer

    11:09 Uhr, 13.8.2006, Link

    Die Cd ist nichts besonderes, das ist genau mein Punkt. Sie fügt sich nahtlos ein in das, was im Mainstream akzeptiert und geschätzt ist. Darum gibt es für mich wenig Grund, Paris Hilton speziell hart anzugehen für das was sie macht. Wenige Mainstream-Künstler schreiben „ihre“ Musik selber…

  6. #6 jdw

    12:29 Uhr, 19.8.2006, Link

    david, hast du diesen artikel geschrieben, um dich damit der weltwoche zu empfehlen? alles an diesem artikel passt zur weltwoche: das thema an sich (= glanz&gloria), das feindbild (=die kleine gruppe von „musikgutmenschen“, die einfach nicht verstehen will, wie die welt (sprich: der markt) funktioniert) und der stil (schön süffisant und aus der perspektive desjenigen, der verstanden hat).

    herr köppel, worauf warten sie?

  7. #7 David Bauer

    12:54 Uhr, 19.8.2006, Link

    interessante perspektive jdw, zugegeben. bislang habe ich noch keinen anruf bekommen.

    anm: man beachte die vorbemerkung in klammern, vor allem den zweiten teil.

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