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Cash ohne Ende

Von    |   12. Juli 2006   |   0 Kommentare

Seit dieser Woche steht eine musikalische Nahtoderfahrung der besonderen Art in den Läden. „American V – A Hundred Highways“ (Universal) ist das erste posthum veröffentlichte Johnny Cash-Album. Mit dem Hauch des Sensemanns im Nacken sang Cash 2003 die Gesangsspuren für „A Hundred Highways“ ein, erst im letzten Jahr entstanden dann unter der Leitung von Nachlassverwalter Rick Rubin die elegischen und kargen Arrangements. Die dem Tod geweihte Stimme, die über den Gitarren und Pianos schwebt, ist noch weiser, transzendenter, zerbrechlicher und zugleich stärker, als man erwarten durfte – von senilem Röcheln und Lallen keine Spur. Neben seinen zwei letzten Eigenkompositionen gibt Cash Spirituals, Traditionals und Coverversionen von Hank Williams, Gordon Lightfoot und Bruce Springsteen zum sprichwörtlich Besten. So schliesst sich dieses intime und zeitlose Album nahtlos an seine ebenso ehrlichen und grossen Vorgänger an und Cash wird wohl unser aller Wunsch-Grossvater bleiben. Wie singt er doch so schön (was sich nur aus dem Kontext gerissen grössenwahnsinnig anhört): „I’ll be a legend in my time“. Legendär war der Man in Black immer, zur Hollywood-vereidigten Legende wurde Cash allerdings erst nach seiner Zeit. Rick Rubin hat bereits den sechsten Teil der American Recordings angekündigt. Nach „Walk The Line“ also noch immer Cash ohne Ende – zumindest für Rubin.

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