Die versaute Alice Schwarzer
Von Philipp Albrecht | 5. Juli 2006 | 1 Kommentar
Sie mag keine Gitarrensoli, beteuerte sie kürzlich gegenüber dem deutschen Musikmagazin „Intro“. Solche waren auch nicht zu hören auf ihren ersten beiden Alben „The Teaches Of Peaches“ (2002) und „Fatherfucker“ (2004). Genausowenig wie auf ihrem dieser Tage erscheinenden Album „Impeach My Bush“ (XL/Musikvertrieb). Peaches mag einfache Rock-Riffs, die sie problemlos auch selbst auf der Gitarre spielen kann, während sie sich fünf Mal auf der Bühne umzieht, ohne diese ein einziges Mal zu verlassen. Wer sie ein bisschen kennt, weiss, dass sich bezüglich Sex auf dem neuen Tonträger nichts ändern wird. Dass es ihr aber nicht nur um das eine geht, ist relevant für das Verständnis dieser Frau. Ein Gegenpol zum Machismo ist sie, ein weiblicher Macho. Aber keine Schlampe. So wird aus „Shake Your Titts“ „Shake Your Dick“ und aus „Motherfucker“ „Fatherfucker“ – eine versaute Alice Schwarzer.
Nebenbei produziert Peaches groovigen Elektro-Rap, mit Beats, wie sie damals zu Beginn der Neunziger von Rap-Acts wie Ice Cube oder 2 Live Crew benutzt wurden, bevor der Jazz den Sprechgesang in das „Golden Age Of Hip Hop“ führte. In der Regel macht das Peaches nicht alleine. So gehörten in der Vergangenheit Leute wie Iggy Pop („Kick It“) oder Gonzales zu ihren Studiogästen. Diesmal wird sie von Joan Jett, Josh Homme (Queens Of The Stone Age) an den Gitarren und Samantha Maloney (Ex-Hole) am Schlagzeug begleitet. Ab und zu schauten auch Freunde aus der kanadischen Vergangenheit (Mocky, Feist) im Studio rein. Ihr Einfluss beschränkt sich aber auf unbedeutende Backgroundgeräusche. So unterscheidet sich „Impeach My Bush“ insbesondere durch die (erfrischende) homogenere Instrumentalisierung von seinen Vorgängern.
Eine Reaktion
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17:25 Uhr, 15.7.2006, Link
bitchism at its best, oder so.